Kaum jemand will noch fünf Tage die Woche im Büro arbeiten, wenn die Tätigkeit mobiles…
Bei der hybriden Zusammenarbeit können viele WissensarbeiterInnen heute flexibel wählen, ob sie aus dem Büro oder mobil arbeiten. Dadurch weicht nicht nur die Gebundenheit an einen Ort auf, sondern auch das starre zeitliche Tagesgerüst.
Was braucht es, damit Sie bei dieser neuen Arbeitsform mit überzeugenden Ergebnissen und persönlichem Wohlbefinden erfolgreich sind?
"Wie stimmen wir ab, wer wann im Büro ist?", "Wie bekomme ich noch mit, wie es den anderen geht, wenn ich sie kaum sehe?", Woher weiß ich, ob ich alle wichtigen Informationen erhalte?", "Wie kriegen wir nun die Meetings in Griff, so dass alle gehört und gesehen werden?".
In unseren Trainings hören wir laufend diese Fragen, wenn wir über das neue flexible Arbeiten sprechen. Kein Wunder, denn das hybride Arbeiten hat sich in vielen Organisationen erst in den letzten Monaten als Normalform etabliert. Die meisten experimentieren noch damit, wie sie die hybride Zusammenarbeit im Alltag optimal strukturieren.
Nur wenige Führungskräfte können hier schon klare Lösungen oder Best Practices anbieten und ihre Teams coachen. Umso wichtiger, dass Sie sich selbst schnell darum kümmern, Ihre Kompetenz bei der örtlich und zeitlich flexiblen Teamarbeit auszuweiten!
Viele Menschen schätzen die hohen Freiheitsgrade, wenn sie Arbeitsort und manchmal auch Arbeitszeit selbst festlegen können. Kaum jemand möchte dies noch missen. Aber mit der größeren persönlichen Freiheit kommt auch eine wesentlich höhere Anforderung an die eigene Selbststeuerung und Selbstverantwortung. Wenn vorgegebene enge Regeln wegfallen, muss man selbst Regeln für sich finden - keine einfache Aufgabe!
Der Begriff "Hybriditätskompetenz" beschreibt Schlüsselfähigkeiten für erfolgreiche hybride Zusammenarbeit. Erfolg bedeutet dabei nicht nur, die Leistungserwartungen zu erfüllen, sondern auch die eigene Gesundheit und Kreativitäts-Ressourcen fürsorglich zu behandeln.
Es ist also mehr als ein Mindset gefragt; es braucht tatsächlich neue Kompetenz:
Das Wissen und die Fähigkeit, sein eigenes Verhalten sinnvoll an die geänderten Arbeitsbedingungen anzupassen. Die Fähigkeit, sich selbst gut zu organisieren, für die Sichtbarkeit der eigenen Leistung zu sorgen und tragfähige Beziehungen mit anderen auch auf Distanz zu schaffen.
Hybriditätskompetenz - das Wort ist wahrlich nicht einfach auszusprechen. Für uns als Psychologen ist es trotzdem wichtig, einen Überbegriff für das zu haben, was in der neuen Arbeitsrealität entscheidend ist: Die gewonnenen Freiheitsgrade gewinnbringend für sich zu nutzen - und die Risiken dabei zu minimieren. Also nicht nur ein neues Schlagwort, sondern essenzieller Entwicklungsbedarf!
Stellen Sie sich vor, Sie arbeiten in einem hybriden Team, aber die anderen bekommen gar nicht mehr mit, was Sie tun - weil Sie nur ganz selten tatsächlich auch gleichzeitig vor Ort sind.
Auch der persönliche Small Talk kommt dabei oft viel zu kurz, Sie tauschen sich weniger über Persönliches aus und verlieren dadurch auch das Gefühl dafür, wie es den anderen geht. Kommunikation reduziert sich auf Mails oder Chat Nachrichten.
Wichtige Themen gehen oft an Ihnen vorbei, und Sie werden nicht mehr in Entscheidungen mit einbezogen. Lob und Bestätigung gibt es nur noch selten.
Wenn Sie etwas brauchen (Ressourcen, Budgets, Tipps), wird es sehr schwer, das auch zu bekommen, denn Ihr Netzwerk im Job ist schwächer geworden.
Sie können nicht mehr die Leistung bringen, zu der Sie eigentlich fähig wären.
Was wird das wohl mit Ihnen machen? Kann gut sein, dass Sie die Lust an Ihrem Job verlieren. Oder dass Sie schlechtere Leistungsbeurteilungen bekommen. Oder dass Sie bei Beförderungen übergangen werden, weil der Proximity Bias zugeschlagen hat. Oder dass Sie im Homeoffice vereinsamen und ausbrennen.
Tun Sie was dagegen!
Vermeiden Sie das Risiko, beim hybriden Arbeiten abgehängt zu werden! Arbeiten Sie aktiv an den einzelnen Elementen, aus denen sich Hybriditätskompetenz zusammensetzt. Dazu zählen vor allem diese drei Aspekte:
Finden Sie für sich einen Rhythmus, welche Aufgaben Sie besser im Büro und welche produktiver im Homeoffice erledigen. Teilen Sie sich Ihre Woche dementsprechend so ein, dass Sie Arbeit und Privatleben gut unter einen Hut bekommen. Nutzen Sie Ihren Einflussbereich und diskutieren Sie proaktiv mit Ihren KollegInnen, wie Sie sich in der Zusammenarbeit am besten aufeinander abstimmen und welche Spielregeln dafür gelten. Überlegen Sie, welche Technologie-Funktionalitäten dabei hilfreich sein können.
Experimentieren Sie mit verschiedenen Ansätzen und Tools, bis Sie für sich herausgefunden haben, was für Ihr Wohlbefinden am besten ist. Das ist nicht selbstsüchtige Zeitverschwendung - sondern die grundlegende Voraussetzung dafür, die Hoheit über Ihren hektischen Alltag zu behalten!
Stellen Sie sicher, dass die anderen im Team und Ihre Führungskraft bemerken, woran Sie arbeiten und welche Ergebnisse Sie abliefern. Erwarten Sie nicht, dass die das "schon irgendwie mitbekommen". Nein, es ist jetzt Ihre Verantwortung, das ganz klar sichtbar zu machen und die Bestätigung dafür zu bekommen!
Ein paar Ideen dafür:
Nehmen Sie sich die Zeit für den persönlichen Austausch mit Ihren KollegInnen, ChefInnen und anderen für Sie relevanten Personen in Ihrer Organisation. Führen Sie nicht nur fachliche Gespräche, sondern nutzen Sie alle Gelegenheiten für einen lockeren Austausch über andere Themen. Im Büro findet man ja auch Zeit dafür, warum also nicht bei einem direkten Anruf aus dem Homeoffice? Das ist nicht unproduktives Gerede, sondern unerlässliches "Düngemittel" für eine fruchtbare Zusammenarbeit.
Und planen Sie vor allen Dingen die Zeit im Office für die aktive Beziehungspflege! Schauen Sie vorher nach, wer zur selben Zeit vor Ort ist und treffen Sie sich zum Mittagessen oder Kaffee trinken. Gehen Sie auch mal bei Nachbarabteilungen vorbei und sagen Hallo! Ein gut funktionierendes Netzwerk wird Ihnen immer dann helfen, wenn Sie Hilfe von anderen brauchen - arbeiten Sie also daran, dieses Netzwerk auch tragfähig zu halten.
Sich selbst gut organisieren, den eigen Beitrag sichtbar machen und Beziehungen gut pflegen - das sind natürlich keine gänzlich neuen Kompetenzen für das Arbeitsleben. Wer aber seine Hybriditätskompetenz steigern und erfolgreich in hybriden Teams arbeiten will, der muss diese Kompetenzen auf ein neues Level heben.
Es reicht nicht, die alten Routinen aus der Präsenzarbeit einfach fortzuschreiben. Zusammenarbeit auf Distanz erfordert neue Fähigkeiten, Techniken und Nutzung von Technologie. Seien Sie sich dessen bewusst und probieren Sie aus, was dabei für Sie (und Ihr Team) am besten funktioniert!
Nur so vermeiden Sie Frustration, Erschöpfung und Übergangen-Werden beim hybriden Arbeiten. Viel Erfolg dabei!
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