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Es beginnt beim Mindset: Wohlbefinden im Homeoffice

Carsten Blumenstein 
 

Sind Sie eigentlich ein Homeoffice-Typ?

Nach 2 Jahren Pandemie ist es höchste Zeit, diese Frage zu stellen. Denn das Homeoffice wird für viele Menschen bleiben - auch wenn es keine Verpflichtung mehr dafür gibt. Beim hybriden Arbeiten wird es im New Normal weiterhin ein zentraler Bestandteil sein.

Wie also damit umgehen?

Wie produktiv man im Homeoffice arbeitet und wie wohl man sich dabei fühlt, ist von vielen Faktoren abhängig: Wie viel Platz ist vorhanden, wie ist die Ausstattung des Arbeitsplatzes und die technische Infrastruktur? Welche anderen Personen sind außerdem wie oft dort? Um welche Aufgaben geht es, wie eingespielt ist die Zusammenarbeit mit Kolleginnen und Kollegen?

Als Psychologen werden wir immer wieder nach unserer Perspektive und Einschätzung zu New Work gefragt. Ein wichtiger psychologischer Einflussfaktor fürs Arbeiten im Homeoffice ist das Mindset. Forscher konnten zeigen, dass die Einstellung gegenüber dem Homeoffice das Wohlbefinden und die eigene Produktivität beeinflussen.

Was können Sie als Führungskraft, Teammitglied und HR ganz konkret aus der Studie lernen?

Studie: Wohlbefinden im Homeoffice

Lauren C. Howe und Jochen I. Menges von der Universität Zürich untersuchten*, wie Arbeit im Homeoffice gelingen kann. Bei den unterschiedlichen relevanten Einflussfaktoren konzentrierten sie sich auf das Mindset, also die Einstellung gegenüber dieser Arbeitsform. Und erforschten, wie sich die Einstellung zum Homeoffice auf das Wohlbefinden der Mitarbeitenden auswirkt.

Ihre Annahme: es gibt Menschen, die erfolgreiches Arbeiten im Homeoffice als Fähigkeit sehen, die man lernen kann. Diese verfügen über eine wachstumsorientierte Denkweise (Growth Mindset). Bei anderen Menschen herrscht eine starre Sichtweise (Fixed Mindset) vor, nach der man entweder für das Homeoffice geeignet ist oder nicht.

Zusammengefasst zeigen die Ergebnisse, dass Menschen mit einem Fixed Mindset gegenüber der Arbeit im Homeoffice dort mehr negative Emotionen erleben. Außerdem empfinden sie sich als weniger produktiv.

Herausforderung: Fixed Mindset gegenüber Homeoffice

„Ich bin einfach nicht der Homeoffice-Typ.“ - Haben Sie das auch schon mal gehört? Oder gedacht?

Führungskräfte und Teammitglieder mit diesem (Fixed) Mindset fühlen sich im Homeoffice nicht wohl. Sobald es möglich ist, sind sie im Büro. Das sind Personen, die ihre Homeoffice-Tage während der Pandemie gezählt haben und stolz darauf sind, dass die Anzahl einstellig geblieben ist. Führungskräfte mit dieser Sichtweise übertragen diese auch auf ihre Mitarbeitenden. Und gehen davon aus, dass man nur vor Ort richtig gut zusammenarbeiten kann.

Und wie geht man nun damit um? Was bedeutet das nun?

„Das (Fixed) Mindset muss man aufbrechen“ oder „Die muss man knacken“ sind Formulierungen, die in diesem Zusammenhang immer wieder fallen. Und die oft nicht zielführend sind. Denn wenn man das Mindset als über Jahre verfestigte Einstellung oder Haltung ansieht, dann wirft man diese nicht einfach mal über Bord.

Stattdessen hilft es viel mehr, zunächst einmal das Mindset zu reflektieren:

  • Beginnen Sie doch einmal bei sich selbst: Was denken Sie über das Arbeiten im Homeoffice? Welche Einstellung haben Sie dazu? Wie ist Ihr Wohlbefinden im Homeoffice? Wie produktiv erleben Sie sich dort?
  • Wenn Sie an Führungskräfte in Ihrem Bereich denken: sehen Sie dort ein Growth oder ein Fixed Mindset im Hinblick auf das Arbeiten im Homeoffice? Welche Konsequenzen hat das für deren Teams?

Praxistipps für Führungskräfte

Wenn Sie als Führungskraft bei einzelnen Teammitgliedern ein Fixed Mindset gegenüber der Arbeit im Homeoffice erkennen, sollten Sie aktiv werden:

  • Nehmen Sie sich Zeit für 1:1 Gespräche mit jedem Mitarbeiter. Hören Sie gut zu, um zu verstehen, wie es der Person wirklich geht und was sie über die Arbeit im Homeoffice denkt.
  • Bringen Sie das Thema im nächsten Team-Meeting auf die Team-Agenda. „Zwei Jahre Pandemie erfolgreich überstanden“, ist ein guter Aufhänger für eine Diskussion und Reflexion darüber. Sammeln Sie gemeinsam positive Beispiele für das, was in den vergangenen zwei Jahren richtig gut funktioniert hat.
  • Tauschen Sie sich in der Retrospektive dazu aus, wo sich Teammitglieder weiterentwickelt und neue Homeoffice-Kompetenz erworben haben. Um auch den Fixed Mindset KollegInnen zu zeigen: Homeoffice kann man lernen. Klopfen Sie sich dafür ruhig mal (virtuell oder mit dem nötigen Abstand) auf die Schultern.
  • Mit Blick auf die Möglichkeiten der hybriden Zusammenarbeit stellt sich für manche im Team vielleicht gar nicht so sehr die Frage, ob und wie schnell sie ihre Fähigkeiten fürs Arbeiten im Homeoffice weiterentwickeln. Wenn es die Vereinbarungen in Ihrem Unternehmen ermöglichen, können die KollegInnen ihren Arbeitsort ja auch frei wählen.
  • Und wenn Sie sich als Führungskraft selbst zu denjenigen zählen, für die Homeoffice nichts ist: bedenken und respektieren Sie bitte, dass dies nicht für alle in Ihrem Team gleichermaßen gelten muss. Öffnen Sie sich doch auch anderen Haltungen gegenüber dem Homeoffice.

Praxistipps für die Personal- und Führungskräfteentwicklung

Wenn Sie in Ihrem Unternehmen dafür verantwortlich sind, die Führungskräfte und ihre Teammitglieder optimal beim mobilen Arbeiten und der Zusammenarbeit in hybriden Teams zu unterstützen, können Sie an folgenden Punkten ansetzen:

  • Nicht nur die vorgestellte Studie zeigt, wie relevant das Mindset für die Arbeit im Homeoffice ist. Reine „How-to-Schulungen“ greifen häufig zu kurz. Achten Sie darauf, dass Mindset, Haltung, Einstellung ein wichtiger Bestandteil Ihrer Führungskräfte-Trainings ist.
  • Unterstützen Sie weiterhin die Entwicklung der Teammitglieder im Homeoffice. Denn es ist eine Kompetenz, die gelernt werden kann. Tool-Schulungen sind eine gute Grundlage. Stärken Sie darüber hinaus das Selbstmanagement im New Normal durch gezielte Trainings.
Quelle der Studie

*Howe, L.C., & Menges, J.I. 2022. Remote work mindsets predict emotions and productivity in home office: A longitudinal study of knowledge workers during the Covid-19 pandemic. Human-Computer Interaction. PDF (PDF, 540 KB)

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