„Endlich können wir uns wieder im Büro treffen“ – mit diesem guten Gefühl starteten viele Führungskräfte…
Ein spannendes neues Führungskapitel nimmt Form an: Das Führen von hybriden Teams, deren Mitglieder zum Teil im Büro und zum Teil im Homeoffice oder Remote arbeiten.
Hier sind unsere Tipps dazu, wie man dabei die Gefahr einer „Zweiklassengesellschaft“ vermeiden kann.
Denn nachdem sich viele Führungskräfte bereits gute Praktiken für das Führen auf Distanz angeeignet haben, stehen sie nun vor der Herausforderung, den Spagat zwischen der Führung von Teammitgliedern in Präsenz und im Homeoffice zu meistern.
Wenn Teams in unterschiedlichen Konstellationen zusammenarbeiten, können schnell Fronten oder Lager entstehen.
Und genau das geschieht oft bei der hybriden Zusammenarbeit, wenn zum Beispiel die einen 4-5 Tage zu festgelegten Arbeitszeiten in der Firma verbringen und die anderen an 3-4 Tagen im Homeoffice arbeiten, und das auch noch an flexiblen Tagen und zu flexiblen Uhrzeiten:
„Die zu Hause können sich ausruhen, während wir hier im Büro ranklotzen müssen.“
versus
„Die im Büro haben’s gut, dort können sie in Ruhe arbeiten und müssen sich nicht auch noch um die Familie kümmern.“
„Die zu Hause werden nicht ständig kontrolliert, bei uns im Büro ist ja quasi jeder Schritt und jede Pause unter Beobachtung.“
versus
„Die im Büro sind immer gut informiert und werden vom Chef bei den spannenden Projekten bevorzugt; was wir hier zu Hause leisten, kriegt keiner so richtig mit.“
„Die zu Hause sind tagsüber oft nicht erreichbar, das stört die Kommunikation.“
versus
„Die im Büro verstehen sich besser und besprechen alles nur unter sich, ohne uns zuhause einzubinden.“
Diese Art von Eindrücken und Vorurteilen kann sich schnell verfestigen und zum Gefühl einer „Zweiklassengesellschaft“ führen.
Und wenn die Regelungen zur hybriden Zusammenarbeit dann einfach nur von oben herab vom Management vorgegeben wurden (anstatt gemeinsam festgelegt wurden), kann sich das schnell in Spannungen, unschönen Konflikten und gestörter Produktivität ausweiten.
Die Mehrzahl der Führungskräfte, mit denen wir sprechen, begrüßt die Rückkehr ihrer Teams ins Büro. Endlich können sie wieder so wie gewohnt kommunizieren und auf ihre jahrelang etablierten Steuerungs-Routinen zurückgreifen.
Sie haben zwar über die letzten Monate erlebt, dass die virtuelle Zusammenarbeit besser als erwartet funktioniert und sogar erstaunlich effizient und produktiv ist. Aber es fühlt sich für sie einfach besser an, ihre MitarbeiterInnen wieder um sich zu scharen, freundlich grüßend über den Flur zu gehen, locker mit denen zu sprechen, die man gerade trifft, und in der Kaffeeküche die eine oder andere Sache mal schnell informell zu regeln.
Doch so bequem das sein mag: Damit allein werden sie in hybriden Teams nicht erfolgreich sein!
Was gerade stattfindet, ist eine fundamentale Veränderung der Arbeitsorganisation und ein riesiges sozialpsychologisches Experiment. Sämtliche Umfragen zeigen, dass die Menschen Flexibilität erwarten und den Befehl zur Rückkehr ins Büro ablehnen: Die meisten fordern das Recht auf mindestens 2-3 Tage mobiles Arbeiten; nur ein sehr geringer Prozentsatz kann sich vorstellen, dauerhaft 5 Tage im Büro zu sein.
Diese Veränderung ist noch schwieriger als der plötzliche Wechsel aller ins Homeoffice zu Beginn der Pandemie. Denn damals waren zumindest alle gleich. Doch nun gilt es, ganz unterschiedliche Bedürfnisse und Präferenzen auszubalancieren und unter einen Hut zu bringen.
Darüber hinaus wird auch vor Ort nicht alles sein wie vorher. Durch die Länge der Corona-Krise haben sich Beziehungen und Teamkonstellationen verändert. Es bedarf Motivation und Arbeit, den Team Spirit in der neuen Normalität aufleben zu lassen.
Wie geht das nun, die hybride Zusammenarbeit so zu gestalten, dass dabei die Gefahr einer Frontenbildung und einer Zweiklassengesellschaft vermieden wird?
Überall höre ich gerade: „Wir sind da gerade noch dran, das im Detail auszuarbeiten oder anzupassen. Wir haben dafür ein zentrales Projekt und warten jetzt auf deren Ergebnisse.“
Wenn es so einfach wäre! Denn egal welches Rahmenwerk von oben vorgegeben wird: Es wird doch die Aufgabe jeder einzelnen Führungskraft bleiben, gemeinsam mit ihrem Team eine passende Lösung zu gestalten, die drei Aspekte ins Gleichgewicht bringt:
Und damit sind wir beim wichtigsten Praxistipp zum Führen hybrider Teams:
Das erfolgreiche Führen hybrider Teams beginnt beim Mindset der Führungskraft!
Fragen Sie sich nach Ihrer inneren Einstellung, nach Ihrer Haltung zum Thema:
Wenn Sie sich diese Fragen mit Ja beantworten können und den Teamentwicklungs-Prozess tatsächlich in Gang bringen, haben Sie den größten Schritt zum Erfolg getan!
Ein Team, das gemeinsam seine Spielregeln diskutiert, beschließt und fortlaufend verfeinert, versteht sich besser und baut viele tragfähige Brücken. Es verfällt sehr viel seltener in eine Lager-Bildung, in ein „Wir gegen die“ Denken, in das Gefühl von „Zweiklassengesellschaft“!
Berücksichtigen Sie auch diese Tipps für das Führen von hybriden Teams, um Spannungen im Team vorzubeugen:
Versuchen Sie selbst von wechselnden Arbeitsorten aus zu arbeiten, nicht immer nur aus dem Büro. Damit erleben Sie hautnah die verschiedenen Perspektiven, können die unterschiedlichen Bedürfnisse besser einordnen und sich besser in ihre Teammitglieder hineinversetzen.
Sorgen Sie durch entsprechende Kommunikationstools dafür, dass alle immer auf dem Laufenden sind. Also: die wichtigen Informationen nicht nur mündlich in Besprechungen verteilen, sondern für alle jederzeit sichtbar, z.B. in einem MS TEAMS Kanal oder Team Notizbuch festhalten.
Die Aufgaben im Team und den aktuellen Status der Abarbeitung so aufschreiben und aktuell halten, dass alle jederzeit wissen, woran die anderen arbeiten. Diese Transparenz hilft, die „Ungerechtigkeits-Gefühle“ im Zaum zu halten.
Achten Sie explizit darauf, niemanden im Team zu bevorzugen und mit allen gleich häufig zu kommunizieren, unabhängig davon, ob die Leute im Büro sind oder nicht.
Nehmen Sie Spannungen und negative Gefühle im Team ernst und adressieren diese gemeinsam mit allen. Schenken Sie den Mitarbeitenden im Homeoffice genau so viel Aufmerksamkeit und Vertrauen, wie denjenigen, die Sie täglich im Büro sehen.
Versuchen Sie hybride Meetings, bei denen manche Teammitglieder vor dem Laptop sitzen und andere zusammen im Besprechungsraum, weitestgehend zu vermeiden. Entweder alle im Büro oder alle vor ihrem eigenen Laptop. Mehr Anregungen zu hybriden Meetings finden Sie auch in diesem Praxistipp.
Nun gilt es, sich der neuen Normalität mit hybriden Teams zu stellen! Seien Sie aufgeschlossen gegenüber neuen Möglichkeiten, die Arbeit zu organisieren. Nehmen Sie sich die Zeit, gemeinsam mit allen Teammitgliedern passende neue Prozesse und Spielregeln auszuprobieren. Und machen Sie weiter damit, die Kommunikationstools besser kennenzulernen und auszureizen!
Mehr Praxistipps zum Mindset, Skillset und Toolset für erfolgreiches Führen in unseren neuen Trainings zu „Hybride Teams führen“.
Mehr Praxistipps, Best Practices
und Informationen zu unseren
Angeboten zum hybriden Führen
erhalten Sie hier.
Wie gut sind Sie schon beim
Führen hybrider Teams?
Checken Sie Ihren Reifegrad!