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Wie die Zusammenarbeit zwischen Team und Digitaler Nomadin funktioniert

Selina Merz 
 

In den letzten Jahren wird viel über neue Arbeitsformen diskutiert. Mehr ArbeitnehmerInnen fordern Homeoffice Tage, Remote Work oder Workation. Und dann gibt es da noch die Digitalen Nomaden, die noch einen Schritt weiter gehen. Ich bin eine von denen, die ihren festen Wohnsitz in Deutschland aufgegeben hat und nun mit Laptop im Gepäck die Welt bereist.

Meine Erfahrungen und Tipps aus 5 Monaten Mexiko als Digitale Nomadin habe ich in diesem Beitrag zusammengefasst.

Fernweh hat mich zur Digitalen Nomadin gemacht

Bereits im Studium konnte ich das Reisen und Arbeiten verbinden, egal ob am Pool in Kroatien oder auf Bali im Café mit Meerblick. Laptop aufklappen, mit dem WLAN verbinden und los geht es. Dies gab mir die Möglichkeit mehr von der Welt zu sehen als in wenigen Wochen Urlaub im Jahr.

Deshalb hat es nach meinem Studium nicht lange gedauert, bis mich das Reisefieber wieder gepackt hat. Weniger Strukturen – mehr Flexibilität, mein Rezept für mehr Zufriedenheit, Produktivität und eine bessere Work-Life-Balance. Die Zusammenarbeit als Freelancerin im Online Marketing bei virtuu hat mir diese Möglichkeit gegeben. Und so bin ich Anfang 2022 losgezogen.

Was sind Digitale Nomaden?

Dass in einem Unternehmen alle Mitarbeiter stetig im Büro sind, wird immer seltener. virtuu ist eines der Unternehmen, das sogar gar kein Büro mehr besitzt - wir alle arbeiten an verteilten Standorten und Cloud-basiert. Aber was ist dann eigentlich der Unterschied zwischen Homeoffice, Remote Worker und Digitalen Nomaden?

Homeoffice und Remote Work

Homeoffice ist spätestens seit der Pandemie den meisten ein Begriff. Anstatt ins Büro zu gehen, wird der Arbeitsplatz (an manchen Tagen) in die eigenen vier Wänden verlegt. Die Angestellten sind auch zuhause meist an bestimmte Office-Zeiten gebunden.

Remote Worker leben oft nicht in der Nähe des Unternehmensstandorts und sind deshalb seltener vor Ort. Sie arbeiten vom eigenen Zuhause aus, in Cafés oder Co-Working-Spaces (eine Mischung aus Café und Office) und können ihre Arbeit in der Regel auch zeitlich flexibler gestalten.

Digitale Nomaden

Digitale Nomaden können als eine extreme Form von Remote Workern gesehen werden. Sie haben keinen festen Wohnsitz oder wechseln diesen in regelmäßigen Abständen. Reisen und Arbeiten geht Hand in Hand – Arbeitszeiten und -strukturen sind aufgelockert. Digitale Nomaden sind häufig Freiberufler und Selbständige, um maximale Unabhängigkeit und Freiheit genießen zu können. Aber auch im Angestelltenverhältnis ist Reisen und Arbeiten immer öfter möglich.

Diese Flexibilität bietet besondere Herausforderungen, aber auch Chancen für Digitale Nomaden und die Zusammenarbeit mit Unternehmen.

Die eigenen Strukturen finden

Jeden Tag von 9-bis-5 im Büro sitzen, davor und danach noch eine halbe Stunde im Stau stehen, montags dem Wochenende hinterhersehen und sich spätestens ab Mittwoch auf das nächste freuen ist nichts für mich. In Deutschland und der westlichen Welt ist das jedoch immer noch der Standard. Um das für sich zu ändern, müsste man nicht ans andere Ende der Welt reisen, es fällt jedoch um einiges einfacher, sich in einer neuen Umgebung von vorgefertigten Strukturen zu lösen.

Für mich sah das ganze so aus: Das grobe Gerüst meiner Arbeitszeit hat sich durch die Meetings und die vereinbarten Abgabetermine ergeben. Die restliche Zeit habe ich flexibel gestaltet. Morgens nach dem Aufstehen habe ich meine Nachrichten gecheckt, ob etwas Dringendes anfällt. Wenn nicht, habe ich mir meistens erstmal noch Zeit für meine Morgenroutine genommen. Meine Arbeitszeit ist weniger an feste Zeiten gebunden und mehr an der zu erledigenden Aufgabe. Anderen hilft es vielleicht, weiterhin feste Tage und Zeiten einzuhalten. Der wichtigste Unterschied für mich ist jedoch, dass man sich frei entscheiden kann, was zu einem passt und so fokussierter und produktiver arbeiten kann.

Ohne Disziplin geht es nicht

Die eigenen Strukturen aufzubauen und einzuhalten erfordert jedoch eine ganze Menge Disziplin – wohl eine der wichtigsten Eigenschaften als Digitale Nomadin. Wer dies nicht hat, lässt sich schnell vom „Urlaubslifestyle“ einfangen.

Doch wer sein WARUM kennt, dem fällt auch das leichter:
Ich möchte mehr als nur vier Wochen im Jahr an anderen Orten verbringen. Ich möchte Reisen und Arbeiten verbinden. Meine Arbeit bzw. mein Arbeitgeber gibt mir die Freiheit das zu tun, dafür gebe ich mein Bestes, denn ich bekomme etwas zurück. Dieses Mantra hilft mir immer dann, wenn es mal schwerfällt, sich zu konzentrieren.

Was außerdem hilft, ist, sich mit Gleichgesinnten zu umgeben. Meiner Meinung nach passiert das ganz natürlich. Wer als Digitaler Nomade unterwegs ist, trifft leicht seinesgleichen und dadurch, dass wir alle nicht den ganzen Tag nur am Strand liegen, ist die Ablenkung durch andere geringer. Wir verabreden uns nach getaner Arbeit auf ein Feierabendbier zum Sonnenuntergang oder auch mal morgens zum Yoga mit anschließendem Date zum gemeinsamen Arbeiten im Co-Working-Space. Da für uns alle Freizeit UND Arbeit im Fokus steht, können wir einander motivieren, wenn der eine mal einen Durchhänger hat.

Nicht zu viel vornehmen

Wer das erste Mal als Digitaler Nomade losziehen möchte, wird schnell merken – das ist kein Urlaub. Wenn ich heute gefragt werde, was meine Highlights waren, sind es immer die längeren Aufenthalte an einem Ort und damit meine ich mehrere Wochen bis Monate. Dadurch konnte ich meine Routinen aufbauen bzw. beibehalten und gleichzeitig immer wieder neues entdecken. Man darf die Zeit und Energie, die für die Suche von passenden Unterkünften mit WLAN oder ruhigen Cafés und Co-Working-Spaces mit gutem Kaffee in der Nähe nicht unterschätzen. Die Möglichkeit vom eigenen Airbnb zu arbeiten und nicht immer ins Café gehen zu müssen war für mich wichtig, vor allem wenn ich Meetings hatte – da brauche ich meine Ruhe. Diese neuen Parameter bei der Wahl der Unterkunft oder Destination schränken die Reiseziele dann etwas ein.
Das abgelegene Bergdorf ohne Internetempfang habe ich dann einfach über ein verlängertes Wochenende besucht und für einen kleinen Digital Detox zwischendurch genutzt. Wer gut plant, kann dennoch viel erleben.

Die anderen auf die Reise mitnehmen

Heute hier, morgen dort – manchmal kommt man selbst nicht mehr hinterher, bei allem, was im Leben eines digitalen Nomaden so passiert. Umso wichtiger ist es Vorgesetzte, Geschäftspartner, Kollegen und Kunden nicht vergessen auf diese Reise mitzunehmen. Kommunikation schafft Klarheit. Man sollte nicht einfach davon ausgehen, dass wenn man einmal Bescheid gibt, dass man an einem bestimmten Tag aufgrund eines Flugs nicht erreichbar ist, dass alle anderen sich das merken können. Gerade wenn die Teammitglieder daran gewöhnt sind, dass die anderen alle jeden Tag ungefähr zu den gleichen Zeiten erreichbar sind, wird schnell vergessen, wenn das bei einem anders ist. Umso besser der Kalender gepflegt wird, umso einfacher ist es für die Kollegen. Und im Zweifelsfall lieber einmal mehr darauf hinweisen, wann man zu erreichen ist und von welcher Zeitzone gerade gesprochen wird.

Flexibel bleiben

Vor Sonnenaufgang um 6 Uhr morgens schon im Meeting sitzen oder um Mitternacht noch schnell etwas fertig machen. Wenn alle anderen in Deutschland sitzen und man selbst 6 Stunden Zeitverschiebung hat, kann auch das vorkommen – durch gute Absprache und Rücksicht von beiden Seiten kam das tatsächlich selten vor, aber wenn dann sollte das für eine Digitale Nomadin auch kein Problem sein.

So eine Zeitverschiebung kann in anderen Fällen nämlich auch ganz praktisch sein. Wir alle kennen die Situation, 21:34 Uhr und es kommt noch eine Mail von der Führungskraft. Bis morgen früh zum Meeting müssen noch Zahlen in der PowerPoint oder ein Rechtschreibfehler im Mailing korrigiert werden. Da ist es gar nicht so schlecht, einen Kollegen im Ausland sitzen zu haben, bei dem gerade erst Mittag ist und der das noch schnell erledigen kann. Diesen Vorteil kann man im Team nutzen. Ändern Sie Ihr Mindset dahingehend und entdecken Sie die Möglichkeiten, die sich daraus ergeben.

Woran auch ich vorher nicht gedacht hätte…

…dass ich aufgrund einer Hurrikan-Warnung (im Nachhinein ganz unnötige) meine Meetings für die nächsten zwei Tage verschieben muss und dass ich mit einem Laptop mit spanischer Tastatur wieder nach Hause komme.

Dass das Internet ab und zu für ein paar Stunden ausfällt in Mexiko - dieses Risiko war uns bewusst - aber dass ich meine Termine für die nächsten zwei Tage verschiebe und mir stattdessen Vorräte kaufen gehe, kam unerwartet. Im Nachhinein hat uns der Hurrikan zwar nicht getroffen, aber ich hätte es auch nicht ändern können.
Auch dass mein Laptop plötzlich den Geist aufgibt, 3 Wochen vor Rückreise nach Deutschland, stand nicht auf dem Plan. Zurückgekommen bin ich mit einem neuen MacBook mit spanischer Tastatur und einer Geschichte, die für Lacher sorgt. Ein Ersatzhandy und mehrere Kreditkarten als Backup, falls etwas verloren oder gestohlen geht, hatte ich dabei (das würde ich auch dringend jedem raten), aber zwei Laptops natürlich nicht.

Was ich damit sagen möchte: Auch mit noch so viel Planung und Vorbereitung – es kann immer etwas passieren, was nicht in der eigenen Hand liegt. Hier gilt: Flexibilität beweisen, Ruhe bewahren und nicht versuchen so etwas vor dem Team, Geschäftspartnern oder Arbeitgebern geheim zu halten. Offene Kommunikation nimmt den Druck raus.

Fazit

Die letzten fünf Monate haben gezeigt, die Zusammenarbeit mit einer Digitalen Nomadin kann gut funktionieren und Vorteile für beide Seiten haben, wenn sich alle darauf einlassen. Für mich selbst war die größte Herausforderung die Selbstorganisation und die Suche nach einem ruhigen Platz mit gutem WLAN. In einem Team, das schon komplett remote arbeitet, war der signifikanteste Unterschied die Zeitdifferenz. Mit guter Kommunikation und Flexibilität war aber auch das kein Problem für uns. Ich denke, uns alle hat diese Erfahrung bereichert.

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