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Mitarbeitergespräche mit KI? 3 praktische Impulse

Carsten Blumenstein 
 

Mitarbeitergespräche galten doch immer als die letzte Bastion menschlicher Führung. Ein Ort für echtes Zuhören, Vertrauen und persönliche Entwicklung. Und jetzt spielt plötzlich KI dabei eine Rolle? 

Ja, denn die Mitarbeitenden sind unsicher, wie KI ihre Arbeit verändert – darüber muss gesprochen werden. Und ja, denn die KI kann Führungskräften ganz konkret dabei helfen, die Mitarbeitergespräche besser vorzubereiten.

Wir haben 3 praktische Impulse dafür zusammengestellt, wie Sie mit dem Thema KI in Mitarbeitergesprächen umgehen können.

Mitarbeitergespräche sind ein zentrales Instrument der Führung. In manchen Unternehmen finden sie einmal im Jahr als klassisches Jahresgespräch statt, in anderen häufiger, oft mit verbindlichen Leitfäden oder Dokumentationspflichten. Unabhängig von der Frequenz geht es dabei nicht nur um Ziele, Leistung und Entwicklung, sondern auch um Orientierung und Sicherheit. 

KI in Mitarbeitergesprächen - drei Perspektiven

Mit dem Einzug von KI in die Arbeitswelt verändert sich auch das vertraute Format des Mitarbeitergesprächs. Lange galt es als rein menschliche Führungsaufgabe, geprägt von persönlichem Austausch, Zuhören und Beziehungsgestaltung. Doch inzwischen zeigt sich: Die Frage ist nicht mehr, ob KI in Mitarbeitergesprächen eine Rolle spielt, sondern wie

Zum einen wird KI selbst zum Thema im Mitarbeitergespräch. Viele Mitarbeitende bringen Fragen, Sorgen oder Hoffnungen mit. Sie möchten wissen, wie sich ihre Aufgaben durch KI verändern, welche Chancen für Weiterentwicklung entstehen oder welche Risiken drohen. Führungskräfte sind gefordert, diese Themen ernst zu nehmen und Orientierung zu geben. 

Zum zweiten gehören zunehmend auch KI-Agenten zum erweiterten Team, mit dem Führungskräfte arbeiten. Damit stellt sich die Frage, wie Feedback an diese „digitalen Kolleginnen und Kollegen“ aussieht und wie ihre Rolle im Zusammenspiel mit den Menschen transparent gestaltet wird. Das wirkt für manche noch wie Zukunftsmusik, ist in ersten Organisationen jedoch bereits gelebte Praxis. 

Und schließlich eröffnet KI als Hilfsmittel in der Vorbereitung von Mitarbeitergesprächen neue Möglichkeiten. Sie kann Daten bündeln, Schwerpunkte vorschlagen und Gesprächssimulationen ermöglichen. Das hilft Führungskräften, strukturierter und sicherer in ihre Gespräche zu gehen. 

Die folgenden Abschnitte beleuchten diese drei Perspektiven im Detail: Mit konkreten Praxis-Impulsen und Hinweisen für Führungskräfte und Führungskräfteentwicklung. 

1. KI wird Thema in den anstehenden Mitarbeitergesprächen

In der kommenden Runde von Mitarbeitergesprächen müssen Führungskräfte damit rechnen, dass KI ein zentrales Thema sein wird. Viele Mitarbeitende erleben gerade, dass KI-Systeme mehr können, als sie ursprünglich gedacht haben. Sie sehen, wie schnell und präzise bestimmte Aufgaben von Copilot, ChatGPT & Co. übernommen werden können. Das führt bei manchen zu Aufbruchsstimmung und Begeisterung, bei anderen zu Verunsicherung oder gar Widerstand – und häufig zu einer Mischung aus beidem, sogar innerhalb desselben Teams. 

Zwischen Aufbruch und Alarmmodus

Begeisterung trifft auf Skepsis, Offenheit auf Angst, Innovationslust auf Abwehr. Diese Ambivalenz ist typisch für technologische Umbrüche, wie wir sie aktuell durch KI erleben. Mitarbeitende sind hin- und hergerissen: Einerseits erkennen sie die Chancen, andererseits fürchten sie um ihre eigene Rolle und Wertschätzung. 

Psychologische Mechanismen hinter der Verunsicherung

Aus psychologischer Sicht ist es nachvollziehbar, dass Mitarbeitende auf KI mit gemischten Gefühlen reagieren. Veränderungen bringen immer ein Maß an Unsicherheit mit sich. Wenn Routinen infrage gestellt und vertraute Aufgaben durch Technologie ersetzt werden, entstehen schnell Stress und innere Alarmbereitschaft. 

Typisch sind kognitive Muster wie: 

  • Katastrophisieren: „Bald gibt es meinen Job gar nicht mehr.“ 
  • Alles-oder-nichts-Denken: „Entweder ich werde sofort zum KI-Profi oder ich bin überflüssig.“ 

Solche Denkmuster verstärken Ängste und blockieren oft die Offenheit für Neues. Rationale Argumente greifen in solchen Situationen nur begrenzt, weil Emotionen stärker wirken als Zahlen oder Fakten. Entscheidend ist daher, diese Gefühle ernst zu nehmen und im Gespräch empathisch aufzugreifen. 

  • Nehmen Sie das Thema KI aktiv in Ihre Mitarbeitergespräche auf, statt abzuwarten, ob es angesprochen wird. 
  • Signalisieren Sie, dass Sorgen ernst genommen werden, und lassen Sie Raum für Emotionen. 
  • Reflektieren Sie Ihre eigene Haltung: Wie stehe ich selbst zu KI, und wie wirkt das auf meine Mitarbeitenden? 

Mehr dazu erfahren Sie im virtuu-Training „Mitarbeitergespräche mit Wirkung“.

2. Feedbackgespräche mit KI-Agenten - Führung im hybriden Team

Für viele klingt die Vorstellung, Feedbackgespräche mit KI-Agenten zu führen, noch nach Science-Fiction. Und tatsächlich mag es irritierend wirken, wenn wir plötzlich von „digitalen KollegInnen“ sprechen. Gleichzeitig zeigt sich in manchen Organisationen bereits heute ein anderes Bild: Dort arbeiten Teams regelmäßig und erfolgreich mit KI-Agenten zusammen – sei es in der Datenanalyse, bei der Erstellung von Texten oder in der Kundenkommunikation. 

Ein neues Verständnis von "hybrid"

Bisher wurde von hybriden Teams meist gesprochen, wenn es um die Zusammenarbeit zwischen Menschen im Büro und im Homeoffice ging. In Zukunft bedeutet „hybrid“ mehr: Teams bestehen nicht nur aus Menschen an unterschiedlichen Orten, sondern aus einer Kombination von menschlichen und künstlichen Akteuren. Führung muss beide Dimensionen im Blick haben. 

Führen heißt steuern - auch bei KI-Agenten

Das „Mitarbeitergespräch“ mit einer KI sieht natürlich anders aus als mit einem Menschen. Statt über persönliche Entwicklung oder Motivation zu sprechen, geht es darum, Prompts zu präzisieren, den Output kritisch zu prüfen und Erwartungen neu zu formulieren. Rückmeldungen wie „Das Ergebnis geht in die richtige Richtung, aber bitte stärker den Aspekt X betonen“ sind in diesem Sinne nichts anderes als Feedback – nur in anderer Sprache. 

Neue Führungsaufgabe: Zusammenspiel gestalten

Die Herausforderung für Führungskräfte besteht darin, das Zusammenspiel zwischen menschlichen Teammitgliedern und KI-Agenten so zu organisieren, dass die Stärken beider Seiten genutzt werden. Dabei geht es nicht nur um Technikverständnis, sondern auch um Fragen von Verantwortung, Transparenz und Akzeptanz im Team. 

  • Überlegen Sie doch mal, wie KI Ihre Rolle als Führungskraft verändert. 
  • Welche Gedanken kommen Ihnen, wenn Sie sich vorstellen, ein hybrides Team aus Menschen und KI-Agenten zu führen? 
  • Machen Sie das Thema transparent: Besprechen Sie im Team, welche Aufgaben die KI übernimmt und wo der Mensch unverzichtbar bleibt. 

Klar ist: KI verändert Führung. Die Rolle der Führungskraft und ihre Aufgaben. In unserem Impuls-Training „Wie KI Führung verändert“ beleuchten wir dieses Thema intensiv aus unterschiedlichen Perspektiven. 

3. KI als Unterstützung in der Vorbereitung von Mitarbeitergesprächen

Viele Führungskräfte kennen die Situation: Wenig Zeit, viele Themen, dazu das Bedürfnis, den Mitarbeitenden gerecht zu werden. Hier kann KI zum echten Sparringspartner werden. 

KI als Sparringspartner

KI kann nicht nur Informationen verdichten und strukturieren, sondern auch in den Dialog gehen. Mit modernen Tools wie etwa ChatGPT im Audio-Modus können Führungskräfte Gesprächssituationen durchspielen. So lässt sich beispielsweise testen, wie ein schwieriges Feedback formuliert werden könnte oder welche Reaktion eine bestimmte Wortwahl auslöst. Die KI reagiert darauf unmittelbar, sodass eine Art „Rollenspiel“ entsteht. 

Das hat mehrere Vorteile: 

  • Gedanken sortieren: Bevor das eigentliche Gespräch stattfindet, können Führungskräfte mit der KI Optionen abwägen und Formulierungen ausprobieren. 
  • Sicherheit gewinnen: Besonders bei sensiblen Themen (Leistungskritik, Entwicklungsgespräche, Sorgen um Arbeitsplatzsicherheit) bietet das Üben mit einer KI zusätzliche Sicherheit. 
  • Alternative Perspektiven einholen: Die KI kann verschiedene Antwortoptionen simulieren – von der kooperativen bis zur ablehnenden Reaktion – und so die Führungskraft besser auf mögliche Dynamiken vorbereiten. 

Die Simulation von Gesprächsverläufen ist eine besonders spannende Möglichkeit, Szenarien durchzuspielen. Hier zeigt KI ihren Mehrwert: Sie ermöglicht eine realistische Vorbereitung, die Führungskräften hilft, sich emotional und sprachlich einzustellen. 

Informationsaufbereitung und Strukturierung

Neben der Simulation von Gesprächssituationen liegt ein großer Mehrwert von KI in der Unterstützung bei klassischen Vorbereitungsschritten. Viele Führungskräfte müssen sich durch eine Vielzahl von Daten, Notizen und Rückmeldungen arbeiten. KI kann hier helfen, Ordnung zu schaffen und den Blick auf das Wesentliche zu richten. Dadurch sparen Führungskräfte Zeit und vermeiden, dass wichtige Signale übersehen werden. 

Auf dieser Basis kann KI auch bei der Strukturierung der Gespräche unterstützen. Sie schlägt Leitfäden oder thematische Schwerpunkte vor, die dabei helfen, zentrale Aspekte sicher zu adressieren. Dies ist gerade in den Unternehmen relevant, die keine bestimmten Abläufe, Fragen oder Vorgehensweisen für Mitarbeitergespräche vorgegeben haben. 

Ein weiterer Vorteil liegt in der Dokumentation. Notizen aus früheren Gesprächen lassen sich von KI sortieren, verdichten und in eine strukturierte Übersicht verwandeln. So sehen Führungskräfte auf einen Blick, welche Fortschritte bereits erzielt wurden, welche Ziele noch offen sind und wo sich über die Zeit Muster erkennen lassen.  

  • Nutzen Sie KI als Sparringspartner: Testen Sie verschiedene Formulierungen und Gesprächsstrategien, bevor Sie ins echte Gespräch gehen. 
  • Strukturieren Sie mit Hilfe von KI Ihre Gesprächsnotizen und machen Sie Fortschritte über die Zeit hinweg sichtbar. 
  • Probieren Sie einmal den Audio-Modus aus: Ein kurzes „Übungsgespräch“ mit der KI kann schon reichen, um mehr Sicherheit zu gewinnen. 

Mehr dazu erfahren Sie im virtuu-Training „Mitarbeitergespräche mit Wirkung“

Was heißt das jetzt für Sie?

Die drei Perspektiven machen deutlich, dass KI die Rolle von Führung verändert. Es reicht dabei nicht aus, wenn Sie sich lediglich mit den „harten“ Kompetenzen im Umgang mit KI vertraut machen, etwa mit technischen Grundlagen oder der Fähigkeit, präzise Prompts zu formulieren. Genauso entscheidend ist die Stärkung der „weichen“ Fähigkeiten: Empathie, Kommunikationsstärke, Selbstreflexion und die Kompetenz, Unsicherheiten im Team aufzufangen und konstruktiv zu bearbeiten. 

Führung verändert sich durch KI in ihrer Breite. Führungskräfte müssen lernen, sowohl mit digitalen Agenten als auch mit Menschen vertrauensvoll zusammenzuarbeiten, klare Rollenbilder zu entwickeln und Transparenz im Team zu schaffen. 

Suchen Sie dafür Räume und Entwicklungsangebote, in denen Sie Ihre neue Rolle reflektieren, Erfahrungen austauschen und mit anderen Führungskräften über Chancen, Grenzen und Dilemmata der KI-Nutzung ins Gespräch kommen. So kann es Ihnen gelingen, Führung in einer von KI geprägten Arbeitswelt wirksam und menschlich zugleich zu gestalten. 

Mitarbeitergespräche mit Wirkung

In unseren praxisnahen Trainings zeigen wir, wie Sie Mitarbeitergespräche führen, die verbinden, fordern und fördern.

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